Hans Vredeman de Vries
wurde 1526 in Leeuwarden in Friesland geboren. Er
arbeitet als Entwerfer, Maler und Architekt zunächst in Antwerpen. In Folge der Eroberung
Antwerpens durch Alessandro Farnese und der gegenreformatorischen
Maßnahmen verlässt Vredeman de Vries, wie viele seiner Mitbürger 1586
die Stadt. Nach Aufenthalt u.a. in Wolfenbüttel wurde er
1597 nach Prag an den Hof Kaiser Rudolfs II. berufen. 1598 verlässt er
Prag und übersiedelt mit Zwischenaufenthalt in Amsterdam nach Hamburg, wo
er 1609 stirbt.
Mit seinen
Darstellungen perspektivisch korrekter Ideal-Paläste begründet er die
Antwerpener Architekturmalerei. Durch seine Bücher: "Artis perspec-tivae"
1568, "Architektura" 1577 und
"Perspektive" 1604 und durch die Verbreitung seiner
architektonischen und ornamentalen Entwürfe als Druckgraphik, übte er
in Nachfolge des Cornelis Floris großen Einfluss auf die Baukunst und
-dekoration der nordeuropäischen Renaissance aus.
Das Interesse an der Gartenkunst setzte in Anlehnung an
italienische und französische Vorbilder im 16. Jhd. in den Niederlanden und Deutschland ein. Vredeman de Vries
lieferte hierzu mit der 1583 erschienenen Hortorum-Serie (unten) die
ersten selbstständigen Gartenentwürfe der Kunst-geschichte. Seine Entwürfe zeigen "grüne
Architektur": von hohen Lauben-gängen umschlossene Gartenhöfe, mit
streng geometrisch gestalteten Ornamentbeeten. Diese idealen, in sich symmetrischen
Anlagen sind von ihrer Umgebung unabhängig.
Der Renaissancegarten bildet in Nordeuropa
keine Einheit mit dem Schloss. Räumlich durch Wälle oder Gräben
getrennt führt er ein Eigenleben, häufig, wie auch in Stadthagen
außerhalb der Fortifikation. Das machte die Errichtung sog. Lusthäuser
notwendig, in die sich die Gesellschaft bei widrigem Wetter zurückziehen
konnte.
Für Herzog
Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel hat Vredeman den heute nicht mehr existierenden
Garten bei Schloss Hessen geplant und wohl auch ausgeführt. Dieser wurde von den Nachfolgern
des Herzogs weitergepflegt und ist in einer Abbildung Matthäus Merians
überliefert. Die Anlage ähnelt den Beschreibungen des Schlossgartens von
Stadthagen. Auch hier gab es die Teilung in Lust- und Baumgarten. Die
Gliederung erfolgte in quadratische Quartiere und der Garten war mit
Laubengängen, Brunnen, Bänken, einer Sonnenuhr und einem
Lusthaus,"...ein zierlich Gebäude, worinnen die Fürstliche
Herrschaft Sommerzeit ihre Taffel halten kann..." ausgestattet.
Von der Bepflanzung vermittelt der Gärtner
Johann Royer ein anschauliches Bild. Neben Blumen- und Kräuterbeeten gab
es in Hessen Obstgehölze, "...als Morellen, Pfirsecken, Mandeln,
ungerische Pflaumen, der gar grossen Quitten, sonderliche Arten Kirschen
und Mispeln..." sowie einen Pomeranzengarten, der im Winter
überdacht werden konnte. Neben der Repräsentation und den
Annehmlichkeiten des Aufenthalts befriedigte der Garten auch das neu
erweckte Interesse an der Botanik. Die Fürstenhöfe der Renaissance
tauschten Pflanzen und Sämereien. Im Jahre 1589 erhielt Herzog Julius
gelbe Rosen, Pfirsich- und Birnbäume, deren Früchte rotes Fleisch
hatten, aus Stadthagen. |
Hans Vredeman de Vries, 1576:
Entwurf eines Gartens mit Laubengängen und Lusthaus in einem Wasserbecken
(Ausschnitt)
Das Lusthaus im Teich des Schlossgartens
auf einer Fotografie um 1900. Die Fachwerk-fassade ist hier noch verputzt.
Gartenplan
von 1784
Matthäus Merian:
"Der fürstlich-braunschweigische
Lustgarten zu Hessen"
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