Mit dieser Zweiflügelanlage entstand eines der frühesten Renaissance-schlösser des Weserraums. Dominierend sind die sogenannten „Welschen Giebel“, mit Kugeln besetzte halbkreisförmige Bekrönungen. Dieser Bauschmuck ist lombardischen und venezianischen Vorbildern entlehnt. Er ziert die Giebel und Zwerchhäuser.
Während die Stabwerkrahmungen des Treppenturms noch der Gotik verpflichtet sind, zeigen die Fenster- und Türumkleidungen am Küchentrakt das Kandelabermotiv der frühen Renaissance. Löffel, Messer und ein dreibeiniger Topf weisen auf die Funktion dieses Gebäudeteils hin. Der weitere Bauschmuck ist schlicht und besteht vornehmlich aus den Wappenschilden der Bauherrn und wenigen zurückhaltenden Ornamenten an den Brüstungsfeldern und Konsolen der Utluchten. Der Treppenturm besaß ursprünglich einen als „Knopf“ bezeichneten zwiebelförmigen Aufsatz mit einer Turmstube samt rundem Tisch für 18 Personen als „Schau ins Land“. Wegen Baufälligkeit abgebrochen, erhielt er im 18. Jhd. die heutige barocke Haube.
Mit dem Regierungsantritt Otto IV. im Jahr 1544 wurde das Schloss Stadthagen zu einer unregelmäßigen, nicht ganz geschlossene Vierflügelanlage erweitert. Die welschen Giebel wurden als prägendes Zierelement beibehalten, obwohl sie nicht mehr ganz auf der Höhe des Zeitgeschmacks waren.
Im Schlosshof lässt Graf Otto den heute vor Schloss Bückeburg aufgestellten Tugendbrunnen errichten. Mit Jaspero Robin wird hier zum ersten mal ein Mitglied der aus den Niederlanden stammenden
Bildhauerfamilie tätig. Der Brunnen, dessen Schale von Löwen getragen wird, zeigt neben den Kardinaltugenden, die Wappen Ottos und seiner ersten Gemahlin Maria von Pommern-Stettin und darüber die Allegorie der Justitia.
Spätere Umbauten haben das Schloss im Inneren grundlegend verändert. Erhalten blieben jedoch zwei bedeutende Prunkkamine, die Arendt Robin nach 1576 schuf. Fast raumhoch sind sie mit den Wappen Graf Ottos und seiner zweiten Gemahlin Elisabeth-Ursula von Braunschweig-Lüneburg bekrönt. Die Wangen werden von Satyrn gebildet. Der Fries am Kamin der Gräfin stellt den
Triumph der Fortuna mit den Jahreszeiten dar. Das Stichwerk von Maarten van Heemskerk vom „Kreislauf der Welt“, das 1564 in Antwerpen im Druck erschien, lieferte die Vorlage für den Fries am Kamin des Grafen. Das Relief zeigt die vier Elemente umgeben von den Planetengöttern. Ein dritter Kamin mit dem
Triumph des Bacchus wurde nach 1875 aus dem Schloss Bückeburg nach Stadthagen versetzt.
Auf dem stadtseitigen Terrain vor dem Schloss wurden der Marstall, die gräfliche Kanzlei und als Fachwerkbau die sogenannte „Amtspforte“ errichtet. Das Vorwerk mit seinen Scheunen und Ställen bildete den für eine
angemessene Hofhaltung notwendigen Wirtschafthof.
Dem Schloss gegenüber, jedoch außerhalb der Wallanlagen, entstand seit 1551 der Schlossgarten. Dem Schloss zugewandt wurde ein rechteckiger Teich mit steinerner Umfassung angelegt. In diesem Teich steht ein aus Fachwerk errichtetes Lusthaus auf steinernen Stützen. Die Lage im Wasser und das elegant geschweifte Dach weisen eine auffallende Ähnlichkeit mit einem Entwurf von Hans Vredemann de Vries aus der Zeit um 1580 auf. Ebenso wurden die Gestaltung der Beetkompartimente, Hecken und Laubengänge von dessen Gartenentwürfen angeregt. Der Garten teilte sich in den Lustgarten,
ausgestattet mit einer Sonnenuhr, einem Brunnen und einem achteckigen Tisch mit 4 Bänken und dem Baumgarten mit Obstgehölzen und Küchenpflanzen. Trotz
Umgestaltungen des 18.Jhds. sind die Grundzüge des Renaissancegartens erkennbar erhalten geblieben.
Die Residenz wurde 1607 durch Graf Ernst von Stadthagen nach Bückeburg verlegt.
Nach dessen Ableben 1622 diente es seiner Witwe Hedwig noch 22 Jahre zur
standesgemäßen Hofhaltung. Auch der nachfolgende Graf Philipp aus der
Linie Schaumburg-Lippe residierte zunächst in Stadthagen. Bei einem
Besuch des "Grossen Kurfürsten" Friedrich Wilhelm I. von
Brandenburg 1651 wurden im Schloss über 600 Personen bewirtet. Im
18.Jhd. fand es zeitweilig wieder Verwendung als Witwensitz, danach
wurden Teile an Bürger Stadthagens verpachtet und die Bausubstanz litt
entsprechend.
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Treppenturm im Innenhof
Der Tugendbrunnen im Innenhof Aufnahme von 1914
Kamin im Festsaal
Aufnahme von 1897
Das Lusthaus
im Teich des Schlossgartens
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